Situation

Zu den beiden großen Ursachen angeboreneSchwerhörigkeit und erworbene Schwerhörigkeit (z.B. durch Lärm oder Alter) kommen in Peru weitere Aspekte:

Aufgrund fehlender medizinischer Versorgung kann sich schon nach einer sonst harmlosen Mittelohrentzündung ein bleibender Hörschaden entwickeln. Vor allem Kinder sind hiervon betroffen. Zudem sind viele Medikamente ototoxisch: Also giftig für die Ohren. Ohne ärztliche Beratung werden diese jedoch in der Apotheke gekauft und (meist völlig falsch dosiert) zu sich genommen, mit fatalen Folgen für die Ohren! Eine ärztliche Verordnung von Medikamenten, auch Antibiotika, ist in Peru nicht nötig! Somit fehlt auch jede Beratung über Risiken und Nebenwirkungen! Gerade im Kindesalter ist es wichtig, gut zu hören: Denn ohne akustische Reize können sich bestimmte Bereiche im Gehirn nicht richtig entwickeln und die Nervenbahnen reifen nicht vollständig aus. Die Grundvoraussetzung für den Spracherwerb ist Hören, da Kinder durch Nachahmen lernen. Ohne Sprache ist eine schulische oder berufliche Ausbildung nicht möglich. Gutes Hören ist somit unverzichtbar für ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben!

In Peru gibt es den Beruf des Hörgeräteakustikers nicht. Somit bleibt einer schwerhörigen Person nur die Klinik als Anlaufstelle, die jedoch nur selten über einen ausgebildeten Ohrenarzt verfügt. Dieser Kontakt ist teuer und hat in den wenigsten Fällen eine Hörgeräteversorgung zur Folge. Es fehlen Akustiker, Hörgeräte und wichtige Messtechniken für Hörtests und die Diagnostik.

Die Bekanntheit der Audiometría in Cajamarca ist in den Jahren deutlich gestiegen, immer mehr Kinder und Erwachsene mit Hörproblemen hoffen auf unsere Hilfe. Somit steigt der Bedarf an Hörgeräten, Batterien, Materialien für Ohrpassstücke und die Laborarbeit täglich. Die personelle Unterstützung durch ehemalige Freiwillige oder weitere, qualifizierte Personen ist wichtig. Unsere Hilfe soll nachhaltig wirken und so wird vor Ort peruanisches Personal ausgebildet, um die Grundidee “Hilfe zur Selbsthilfe” umzusetzen.

Die drei Säulen unserer Arbeit

Mit dem vom BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)initiierten weltwärts-Programm werden junge Freiwillige zu einem einjährigen Auslandsaufenthalt in soziale Projekte in der ganzen Welt vermittelt. Das Welthaus Bielefeld fungiert in unserem Fall als Entsendeorganisation und unterstützt die Freiwilligen in ihren Vorbereitung und der Durchführung des Sozialdienstes. Es kümmert sich um die Organisation und Finanzierung des Aufenthaltes, um die Krankenversicherung der Freiwilligen und dient bei Problemen als Anlaufstelle für die Freiwilligen.

Die Aufnahmeorganisation in Peru ist die Asociación Santa Dorotea. Deren Leiterin Christa Stark arbeitet gemeinsam mit den jeweiligen Hörgeräteakustikerinnen und -akustikern vor Ort. Sie lebt schon viele Jahre in Peru und war im Audiometrieprojekt von Anfang an begleitend tätig.

Als ihre Nachfolgerin wird Betty Schüle, als neue Leiterin der Santa Dorotea, das Projekt hauptverantwortlich übernehmen.

Der Verein Hören in Peru e.V. wirkt unterstützend als Bindeglied zwischen den Freiwilligen, dem BMZ, der Entsende- und der Aufnahmeorganisation. Vor allem wollen wir gewährleisten, dass die vielen kleinen und großen Patienten, auch ohne finanziellen Mittel zu besitzen, mit Hörgeräten versorgt werden können. Zudem sollen sie in der kompletten Anpassungsphase begleitet und durchgehend betreut werden. Um dieses Ziel langfristig durchsetzen zu können sind wir auf Finanz- und Sachspenden angewiesen.

Aktivitäten

In Cajamarca

  • Hörtests: werden bei Kindern und Erwachsenen durchgeführt, um eine Schwerhörigkeit zu erkennen und möglichst schnell mit der passenden Hörtechnik versorgen zu können
  • Ohrabformungen: mit einer weichen Silikonmasse wird die Ohrmuschel und der äußere Gehörgang abgeformt. Mit diesem Abdruck kann ein individuelles Ohrpassstück für den Patienten gefertigt werden.
  • Herstellung von Ohrpassstücken: Nach der Ohrabformung werden im hauseigenen Labor die Ohrpassstücke gefertigt. Diese werden benötigt, um die Hörgeräte am Ohr zu befestigen und den Schall gebündelt in das Ohr weiterzuleiten. Wir können zwischen harten Acrylohrstücken und weichen Silikonformen wählen – diese eigenen sich besonders für Kinder und hochgradig schwerhörige Patientinnen und Patienten.
  • Anpassung von Hörgeräten: Mit Hilfe von spezieller Software werden die Hörgeräte entsprechend dem Hörvermögen des Kunden eingestellt. Die Programmierung wird immer wieder überprüft und nachjustiert bis ein zufriedenstellendes Ergebnis erziehlt wurde.
  • Kontrolle der Geräte, regelmäßige Hörtests, Anlaufstelle bei Fragen und Problemen – auch beim wöchentlichen Gebärdensprachunterricht

In Deutschland

  • Sammeln von Geld- und Sachspenden und deren Weiterleitung an Cajamarca
  • Vorbereitung der zukünftigen Freiwilligen auf ihren Einsatz
  • Öffentlichkeitsarbeit

Vorhaben, Pläne, Wünsche

  • Fortführung der Ausbildung unserer peruanischen Mitarbeiter:innen
  • Entsendung und Finanzierung unserer Mitarbeiter:innen zu Fachkursen und anerkannten Ausbildungseinheiten in Lima
  • Weitere Verbesserung der Ausstattung und der Anpassbedingungen (z.B. durch einen zusätzlichen schalldichten Raum)